Waffen tragen in US-Restaurants und Bars

Rund zehn Jahre ist es her, als mir ein Freund von seiner Erfahrung vom Besuch des Harley-Treffen in Daytona erzählt hat. Abends, in einer verrauchten Bar, trank er mit seiner Freundin noch etwas, als ein Biker sich neben ihn gestellt hat. Der Biker, so versicherte mir mein Freund, sah aus, wie aus einem schlechten Film. „Und er legte eine Waffe auf den Tresen“, so mein Freund und sagte so etwas wie er solle eine Fliege machen. Nur er, seine Freundin solle dableiben, denn er würde sie nun „übernehmen“. Die Geschichte ging gut aus, mein Freund samt Freundin verließen das Lokal und die ganze Geschichte ist heute etwas, das man mal abends einem Freund erzählt. Immer mit Hinblick auf die Tatsache, dass so etwas einem in Deutschland nicht passieren kann. Normalerweise.

Dass dies aber nun in den USA an der Tagesordnung sein kann, darüber hat kürzlich die New York Times berichtet. Neben den Staaten Tennessee hat nun auch Arizona, Georgia und Virginia die Gesetze dahingehend geändert, dass Waffenträge mit geladenen Waffen nun mit gesetzlicher Erlaubnis Bars und Restaurants besuchen dürfen. Die Frage des Alkoholausschanks ist demnach die Streitfrage, über die die dortigen Gerichte entschieden haben. In Tennesee ist Alkoholkonsum für Waffenträger in Gaststätten verboten. Nun ja, Autofahren unter Alkoholeinfluss ja auch. Und Hand aufs Herz: Wer ist noch nicht mit einem Bier oder Wein Auto gefahren? Viele, sehr viele von uns.

Beachtenswert an der Initiative, die eine „ihre zivilisatorischen Errungenschaft“ sein soll, auf jeden Fall. Auch die Argumentation, mit der das Gesetz begründet wird. Demnach geht es weniger um das Tragen der Handfeuerwaffe im Lokal selbst, sondern um die Selbstverteidigung auf dem Weg zur Bar und wieder nach Hause.  Die New York Times zitiert den der republikanische Abgeordnete mit den Worten: „Die Polizei wird dich nicht schützen können. Sie werden den Ort des Verbrechens untersuchen, wenn du und deine Familie erschossen, verletzt oder vergewaltigt wurden.“

Wie wenig das Verständnis in den USA mit denen in der Bundesrepublik glücklicherweise übereinstimmt, zeigt die Forderung in den USA, auch Waffen auf dem Campus tragen zu dürfen. Denn dann, so das Argument der Pro-Waffenträger, könnten Amokläufe viel schneller gestoppt werden, wenn es mehr bewaffnete Passanten gäbe. In unserem Lande denkt man darüber ein wenig anders: Hier fordert man weniger Waffen in Haushalten um das Risiko eines Amoklaufes zu minimieren.

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