Ich gebe es ja zu. Ich bin noch nie mit einer Farbpistole durch einen Parkur gehetzt, hab noch nie versucht, meine Mitspieler abzuballern. Auch Videospiele, die das Ziel haben, virtuelle Menschen, Aliens oder andere Fantasiefiguren zu zerlegen, finde ich ziemlich dämlich. Als ebenso dämlich finde ich den Vorschlag der Arbeitsgruppe aus Experten der Innenministerien von Bund und Ländern, Gotcha (Paintball) und Laserdrome zu verbieten. Diese Arbeitsgruppe fand sich anlässlich des Amoklauf von Winnenden zusammen um Konsequenzen aus der Bluttat eines 17-Jährigen zu ziehen. Die Große Koalition hat sich Zeitungsberichten zufolge weiter auf eine Verschärfung des Waffenrechts verständigt, das unter anderen die kurzfristige Einführung eines bundesweiten Waffenregisters vorsieht. Wie üblich sind Details nach wie vor strittig. Ob Waffenbesitzer verdachtsunabhängig kontrolliert werden dürfen und ob Waffenschränke in Zukunft nur noch biometrisch gesichert werden dürfen, darüber herrscht noch keine Einigkeit. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Vorschläge der Arbeitsgruppe zügig umgesetzt werden. Die nächste Bundestagswahl steht schließlich vor der Tür.
Die Arbeitsgruppe spricht sich unter anderem für ein Verbot „sogenannter Spiele“ wie Gotcha und Laserdrome aus. Es bestehe die Gefahr, „dass Gewalt verharmlost wird und hierdurch Hemmschwellen zur Gewaltanwendung abgebaut werden“, zitiert die Berliner Zeitung das Ergebnispapier der Arbeitsgruppe. So soll eine Veranstaltung oder deren Teilnahme an „menschenverachtenden Spielen“ als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße von bis zu 5.000 Euro nach sich ziehen.
Nicht dass es mich interessiert, ob Jugendliche oder scheinbar Erwachsene durch den Wald hetzen und Plastikkugeln mit Farbfüllung verschießen. So stelle ich mir schon die Frage, ob die Hemmschwelle zu einem Amoklauf tatsächlich sinkt, wenn ich vorher begeistert Paintball gespielt habe. Dass die Mitgliedschaft in einem Spotschützenclub inzwischen Betroffene zu potentiellen Attentäter macht, ist eine weitere Nebenerscheinung, die einem den Kopf schütteln lässt.
Ich bin nur froh, dass noch keiner ernsthaft versucht hat, an der Schuldunfähigkeit von Kindern unter 14 Jahren zu rütteln. Denn wenn das Räuber und Gendarm-Spielen – und das haben wir alle als Kinder gespielt – ebenfalls unter das Verbot fallen sollte, sehe ich draußen im Wald tagtäglich herscharen von Gesetzesbrecher – und potentieller Amoklauf-Nachwuchs.