Nun gut, ich bekenne mich dazu. Ich bin ein Öko-Schwein. Ich habe einen Kühlschrank. Einen alten. Ehrlich gesagt, ich habe zwei Kühlschränke. Einer steht im Keller – nur für meine Getränke. Was sehr dekadent klingt, ist sehr praktisch. Denn gerade im Sommer ist kellerkaltes Bier auch nicht gerade erfrischend. Und für diesen Zweck ist Omas alter Kühlschrank ideal. Gut, im Winter muss ich die Leistung des Kühlschranks ein wenig runterdrehen, denn sonst bekomme ich schon mal einen Vorgeschmack auf die kommende Eiszeit. Im Sommer dagegen läuft alles optimal. Auch das Zählrad am Stromzähler.
Jetzt schrecke ich natürlich auf. Die EU-Kommission hat neue Energie-Labels für Haushaltsgeräte beschlossen. So erfahre ich, dass ein Altgerät der Effizienzklasse C gegenüber einem Kühlschrank der Klasse A++ rund 150 Euro Strom im Jahr mehr verbraucht. Das schreckt natürlich auf. Doch welche Effizienzklasse hat mein Uralt-Gerät?
Nach Willen der EU-Kommission wird es künftig nur noch wenig Energieeffizienzklassen geben, denn ab kommenden Juli dürfen keine Kühlschränke mehr in den Handel kommen, die nicht mindestens Effizienzklasse A erreichen. Darauf haben sich die EU-Mitgliedsstaaten bei der Tagung des „Regelungsausschusses für Ökodesign und Verbrauchskennzeichnung“ geeinigt. Weiter wurde eine grundsätzliche Neugestaltung der Energie-Labels für Haushaltsgeräte beschlossen. Neben der bisher üblichen Kategorien G bis A inklusive Unterkategorien soll auf den Etiketten nun auch ausgewiesen werden, wie viel Prozent Strom das Gerät weniger verbraucht als ein Vergleichsgerät der Effizienzklasse A. Bei einem niedrigeren Stromverbrauch von 25 Prozent gegenüber der Klasse A wird also auf dem Etikett künftig „A-25%“ vermerkt sein. Zwei Jahre später sollen dann nach dem Willen der EU-Kommission dann auch Geräte der A-Klasse aus dem Handel verschwinden. Zur Referenzklasse steigen dann Geräte der Klasse A+ auf.
In Europa verkaufte Waschmaschinen müssen ab Juli 2010 die Effizienzklasse A erfüllen. Ab Sommer 2013 dient hier die Klasse A+ als Referenz. Und Fernseher? Ab Juli kommenden Jahres dürfen in Europa nur noch Geräte verkauft werden, deren Verbrauch „unter dem Durchschnitt“ liegt. Als Referenzformel für Full-HD-Geräte mit einer Auflösung von 1920 × 1080 Pixeln werden 20 Watt + Displaygröße in Quadratdezimetern × 1,12 × 4,3224 Watt/dm2 angegeben. Alles klar? Bei allen anderen Fernseher liegt der Grenzwert dann bei 20 Watt + Displaygröße in Quadratdezimetern × 4,3224 Watt/dm2.
Was das bringt? Die EU-Kommission erhofft sich dadurch „klare Informationen“. Und natürlich eine massive Energieeinsparung. Diese soll bis zum Jahr 2020 zu jährlichen Energieeinsparungen in Höhe von 51 TWh (Fernsehgeräte: 43 TWh, Kühl- und Gefriergeräte: 6 TWh, Waschmaschinen: 2 TWh) führen. Zum Vergleich soll diese Menge dem jährlichen Stromverbrauch von Portugal und Lettland zusammen entsprechen. Die Abschaffung der Glühlampen soll bis 2020 weitere 80 TWh einsparen.
Ob das Ziel, „klare Informationen“ dem Käufer zu vermitteln, wirklich erfüllt wird, kann bezweifelt werden. Ich jedenfalls renne nicht sofort in den nächsten Geiz-Markt und entsorge Omas Erbstück. Auch wenn eine Ersparnis von 150 Euro im Jahr sicherlich nicht zu verachten sind. Immerhin werde ich nächsten Winter den Stecker aus meinem Getränkekühlschrank ziehen.