Der Porsche Coup – Teil 2

02. November 2008: Das müsse man „sofort verbieten“, fordert Finanzvorstand Holger Härter laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Gemeint sind damit die Leerverkäufe von Aktien, die den Aktienkurs von VW so hoch getrieben hatten.

27. November 2008: Herber Rückschlag für Porsche im Kampf um Volkswagen: Das Land Niedersachsen hat sich im Streit um die Sperrminorität bei VW durchgesetzt. Das Landgericht Hannover wies die Klage des VW-Großaktionärs Porsche ab, die 20-prozentige Sperrminorität des Landes Niedersachen aufzuheben. Porsche kündigte an, Berufung gegen das Urteil einzulegen. „Die Entscheidung des Gerichts ist nicht nachvollziehbar“, sagte ein Sprecher des Sportwagenbauers in Stuttgart. „Wir werden in beiden Verfahren Rechtsmittel einlegen und haben in der Sache einen langen Atem.“
Gleichzeitig veröffentlicht Porsche einen Geschäftsbericht aus dem hervorgeht, dass der sechsköpfige Vorstand von Porsche im abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/2008 143,5 Millionen Euro verdient hat. Auf den Porsche-Chef Wiedeking entfallen rund 77,4 Millionen Euro.

03. Dezember 2008: Volkswagen gibt bekannt, dass ein großer Teil der Belegschaft und der Manager Aktienoptionen gewandelt und insgesamt einen dreistelligen Millionenbetrag erzielt habe. Dies sei möglich gewesen, da die Aktie zeitweise über 1 000 Euro pro Stück gehandelt wurde.

05. Januar 2009: Porsche teilt mit, die Beteiligung an VW von 42,6 Prozent der Stammaktien auf 50,8 Prozent erhöht zu haben. „Wir sind unserem Ziel von 75 Prozent einen guten Schritt näher gekommen“, sagte ein Porsche-Sprecher und ergänzte: „Wir halten unseren Fahrplan hierfür ein, der nicht aus fixen Daten sondern Bandbreiten besteht.“

06. Januar 2009: Nachdem der Sportwagenhersteller tags zuvor mitgeteilt hatte, nun endgültig die Mehrheit an Volkswagen übernommen zu haben, legte die VW-Aktie erneut kräftig zu. VW-Aktien standen rund 15 Prozent im Plus bei 294 Euro, während der Dax nur um 1,3 Prozent zulegte.

30. Januar 2009: Gegenwind auf der Hauptversammlung des Sportwagenbauers in der Stuttgarter Porsche-Arena. Binnen eines Jahres sackte die Porsche-Aktie von 150 Euro auf unter 44 Euro ab.

26. Februar 2009: Für Porsche wird die Verlängerung seiner zehn Milliarden-Kreditlinie immer teurer. Diese wurde gebraucht, um immer weiter VW-Aktien zu erwerben. „Wir sind auf gutem Wege und optimistisch, die Refinanzierung noch im März zu bekommen“, sagte ein Sprecher des Konzerns. Konditionen werden nicht genannt.

04. März 2009: In einem Handelsblatt-Interview bekräftigte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking Volkswagen übernehmen zu wollen: „Wir wollen 75 Prozent an VW. Wer sein Ziel aufgibt, hat verloren. So einfach ist das.“

27. März 2009:  Die Volkswagen-Aktie setzt ihre verrückte Rally fort. In den vergangenen beiden Tagen schoss der Aktienkurs von 218 auf 260 Euro hoch. Ein Kursgewinn von 20 Prozent. Spekulationen, dass die endgültige übernahme von Volkswagen durch Porsche kurz bevorstehe, heizt die Lage weiter an.

15. April 2009: Die EU-Kommission räumt ein, dass sich die neue Klage gegen das geänderte VW-Gesetz verzögern wird. Porsche gerät  in die Defensive.

6. Mai 2009: Bei einem Krisentreffen soll eine Entscheidung getroffen werden. Aufgrund seiner Schulden von mehr als neun Milliarden Euro und der offenen Verlängerung von Kreditzusagen benötigt Porsche dringend frisches Geld.

07. Mai 2009: Der Machtkampf ist zu Ende. Dreieinhalb Jahre nach dem Einstieg bei Volkswagen rückt Porsche von seinem übernahmeplan ab und strebt nun eine Fusion an. Volkswagen und Porsche sollen in einem integrierten Autokonzern zusammengeführt werden. Die insgesamt zehn Marken – mit dem Sportwagenhersteller Porsche – sollen eigenständig bleiben. Das Land Niedersachsen hat gewonnen.

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