Warum ich früher sterbe

Ich wusste es schon immer – ich werde früh sterben. Nein ich rauche nicht, nein, ich mach auch keinen Extremsport. Doch mir ist klar, dass ich eine Risikogruppe bin. Ich esse Fleisch! Eine neue und wohl weltweit größte Studie aus den USA beweist, dass die Wahrscheinlichkeit an Krebs-, Herz- und Kreislaufleiden früh zu versterben, mit dem Verzehr von sogenannten rotem Fleisch zusammenhängt. Unter rotem Fleisch verstehen Ernährungswissenschaftler das Fleisch von Säugetieren wie Rindern, Schweinen und Schafen. Dabei, so das Fachmagazin Archives of Internal Medicine, ist es völlig unerheblich, ob die Speisen gegart sind oder nicht. Da bin ich aber beruhigt. Als ich letzte Woche im örtlichen Steakhouse meinen potientiellen Sargnagel „medium“ bestellt habe, hat dieser Wunsch also nicht die Wahrscheinlichkeit meines Ablebens erhöht. Natürlich gab es dazu ein schönes Glas Rotwein. Ich liebe Wein und dazu ein Steak!
Die National Institutes of Health (NIH) der USA hatten dafür die Ernährung von 545.000 Amerikanern zwischen 50 und 71 Jahren untersucht. Am Ende der auf  zehn Jahre angelegten Studie waren rund 71.000 der Teilnehmer gestorben. Den Forschern zufolge hatte das höchste Risiko früh zu sterben, wer mehr rotes Fleisch vertilgte. Herausgerechnet wurden weitere Gesundheitsrisiken wie Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel. Die Forscher stellten weiter fest, dass insgesamt elf Prozent der Todesfälle bei Männern und 16 Prozent bei Frauen hätten vermieden werden können, wenn alle Teilnehmer so wenig Steak und Hamburger gegessen hätten wie die 20 Prozent der Probanden mit dem geringsten Konsum, schreiben die NIH-Forscher im Fachmagazin „Archives of Internal Medicine“.
Die Forscher stellten fest, dass Männer, die täglich knapp 250 Gramm rotes Fleisch zu sich nahmen, ihr Krebstodrisiko um 22 Prozent und ihr Herztodrisiko um 27 Prozent steigerten. Als Vergleich dienten jene Studienteilnehmer, die nicht mehr als 150 Gramm rotes Fleisch pro Woche zu sich nahmen. Bei Frauen stieg die Gefahr eines Krebstods bei 250 Gramm rotem Fleisch pro Tag um 20 Prozent und die eines  Schlaganfalls sogar um 50 Prozent, so die Forscher des National Institutes of Health.
Gutes „weißes Fleisch“? Unter den Teilnehmern, die fast nur Fisch, Hühnchen oder Pute aus deren „weißem“ Fleisch verzehrten, beobachteten die Forscher ein geringeres Risiko, an Krebs-, Herz- und Kreislaufleiden zu sterben. Soll ich also daran denken, wenn ich das nächste Mal mein Steak bestelle? Wo ich doch schon Entscheidungsschwierigkeiten habe, ob ich mein Steak in 185 Gramm oder 300 Gramm-Größe bestelle, mit oder ohne Pommes. Zumindest bei der Größe kann mit der Welt-Krebsforschungsfonds meine Entscheidung abnehmen. Dieser empfiehlt schon seit längerem, nicht mehr als 300 Gramm rotes Fleisch pro Woche zu essen. Mahlzeit!

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