Das Elterngeld und die Statistik

Ja ist jetzt die Geburtenrate gestiegen oder nicht? Hat das Elterngeld endlich den Erfolg gebracht, dass in ein paar Jahren mehr rotzfreche Bengel mich in der Straßenbahn anpöbeln oder sterben wir langsam aus? Tja, wenn ich das nur wüsste …

Eine neue Studie zeigt wohl, dass zwar die Zahl der Mütter nicht steigt, wohl aber deren Anzahl Kinder. Soll heißen, Mütter bekommen nun mehr als durchschnittlich 1,x Kinder. Statistiker rechnen mit 675000 Neugeborenen. In Prozent ausgedrückt ist das ein Rückgang von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. So musste also das statistische Bundesamt trotz Elterngeld mitteilen, dass im vergangenen Jahr erneut weniger Kinder auf die Welt gekommen sind.

Gemäß dem Motto „traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“ kann man auch viel positives aus den Zahlen errechnen. Zeigen die Zahlen, dass die Zahlen der Geburten absolut gesunken sind, so zeigen diese Zahlen nicht, dass die Zahl der Frauen im geburtsfähigen Alter noch stärker gesunken ist.

„Wir haben durch die geringen Geburtenzahlen der vergangenen Jahrzehnte einen starken Rückgang der potentiellen Mütter“, so Reiner Klingholz, Leiter des Berliner Instituts.

Selbst bei einer gleichbleibenden Geburtenrate könne die Zahl der Kinder deshalb nicht steigen – denn wo weniger Frauen sind, werden auch weniger Kinder geboren. „Dass die Zahl der Geburten quasi gleich geblieben ist, ist deshalb schon ein kleiner Erfolg.“

Besonderes Augenmerk richten die Forscher gen Osten. Denn mit der Einführung des Elterngeldes haben die neuen Bundesländer massiv zugelegt. „Parallel zur Einführung des Elterngeldes 2007 werden Familiengründungen in ganz Deutschland wieder häufiger. Der Effekt war besonders im Osten Deutschlands zu beobachten, unter anderem, weil dort der Nachholbedarf nach dem massiven Geburteneinbruch Mitte der neunziger Jahre bis heute anhält.“, so Klingholz weiter.

Wurden 1997 in den neuen Bundesländern durchschnittlich nur 1,04 Kinder pro Frau geboren, waren es 2006 wieder 1,3 Kinder. Der Westen senke im gleichen Zeitraum seine Quote von 1,44 auf 1,34 Kinder.

„Weil das 2007 eingeführte Elterngeld die Doppelverdienergemeinschaft und damit erwerbstätige und oft auch gut qualifizierte Frauen begünstige, können diese Regionen davon nur wenig profitieren“, so die Forscher. Gemeint ist damit, dass die Geburtenrate im Vergleich zu ländlichen Regionen hauptsächlich in den Städten gestiegen ist. „In den Städten wurden in den vergangenen Jahren größere Fortschritte gemacht, was zum Beispiel den Ausbau der Ganztagsbetreuung angeht“, so Klingholz.

So ziehen die Forscher das Fazit, dass die Effekte des Eltergeldes sich als „ernüchternd“ erwiesen hätte, es aber keinen „Weg zurück“ geben würde. „Der Ausbau der Kinderbeetreuung unabhängig vom Erwerbsstatus der Eltern und von Ganztagesschulen ist dringend geboten – auch weil die Volkswirtschaft auf qualifizierte Frauen angewiesen ist.“

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