Als vergangenen Winter ein Brief des hiesigen Strom- und Gasversorgers bei mir eintraf, von dem auch ich mein Gas beziehe, musste ich laut schreien. Nein, es war nicht die Rechnung, die mich erzürnte. Es war ein freundlicher Brief in dem mir mitgeteilt wurde, dass die Stadtwerke den Gaspreis senken werden. Warum mich eine Preissenkung aufregt? Es war weniger der überfällige Schritt, die Preise den Weltmarktpreisen anzupassen und zu senken, sondern die Tatsache, dass dieser Schritt vollmundig und lobend für den April 2009 angekündigt wurde. Ein Termin, der vom Schreiben des Gasversorgers aus mehrer Monate in der Zukunft lag. Und natürlich – wer kann das auch anders sehen – auf einen Zeitpunkt nach der Heizperiode geschoben wurde. Der Vorteil liegt auf der Hand: Während die Erdgas-Bezugskosten in den letzten Monaten des Vorjahres massiv gesunken sind, geben die lokalen Versorger diesen Preisvorteil erst verspätet und vor allem nach der Heizperiode an den Endkunden weiter.
Durchschnittlich um zehn Prozent senken die Versorger dieser Tage die Preise. Nach dem massiven Preiserhöhungen der letzten Jahre liegen die Kosten noch immer auf sehr hohem Niveau. Dass es einen Zusammenhang zwischen Preiserhöhungen im Herbst und Preissenkungen im Frühjahr gibt, hat nun das Verbraucherportal Verivox nachgewiesen. Demnach wird das eigene Gefühl bestätigt. Große Preisschübe gab es immer im Herbst, wenn der Verbrauch nach oben schnellt, Preisanpassungen nach unten – wenn überhaupt – nur in der warmen Jahreszeit. Deutlich zu erkennen – laut Verivox – die Entwicklung in der vergangenen Heizperiode, also von Herbst 2008 bis Frühjahr 2009. Laut einer Aufstellung von Verivox zeigt sich, dass der Verbrauch von Gas beispielweise im Juli nur zwei Prozent des Jahresverbrauch beträgt. Im kalten Januar dagegen beträgt der Verbrauch satte 15 Prozent. Demzufolge ist der Gasverbrauch für heiß duschen oder Kochen mit Gas gegenüber der Heizleistung vernachlässigbar. Oder in Zahlen ausgedrückt: Herbst und Winter schlagen in einem Jahresabschluss mit 83 Prozent zu Buche. Die warmen Monate machen gerade einmal 17 Prozent aus.
Was dies für einen Durchschnittshaushalt bedeutet, hat Verivox einmal ausgerechnet. Demnach hätte ich also deutscher Durchschnittsmichel rund 35 Euro sparen können, wenn die Stadtwerke ihre Preise nicht im Herbst 2008 erhöht hätten, sondern drei Monate später. Weiter 82 Euro mehr in der Haushaltskasse wären geblieben, wenn die Stadtwerke die Preissenkung im Januar und nicht erst im April vorgenommen hätten. Dies bedeutet, dass meine Stadtwerke durch geschickte Preispolitik 117 Euro mehr eingenommen haben. 117 Euro mehr von jedem durchschnittlichen Haushalt. Multipliziert mit allen betroffenen Kunden ist das eine nette Einnahme für meinen Versorger, der in seiner Geschäftspolitik nicht die Gewinnmaximierung, sondern die flächendeckende Versorgung der Bürger im Geschäftsgebiet stehen hat.