Russland brennt. Vor Jahren hätten wir an eine politische Revolution gedacht – heute sind es die Wälder. Banale Dinge, könnte man meinen. Laut Spiegel online ist es gerade ein Blogger, der die Situation auf den Punkt bringt. „Wissen Sie, warum wir brennen“ soll der Titel des Blogs sein, den Spiegel online zitiert und der offenbar auch den russischen Premier Wladimir Putin zu einer Antwort bewegt hat. In dem Blog schreibt der Autor „top_lag“, dass es unter den „verfluchten Kommunisten“ in seinem Dorf noch drei Feuerteiche, eine Glocke und ein Löschzug gab. Alles profane Dinge, mit der man auch in entlegenen Winkeln der Erde Feuer mit einfachen Mitteln bekämpft werden kann.
Und wie im Kapitalismus leider üblich, wird alles, was Geld kostet, auf den Prüfstand gestellt. An der Feuerwehr wurde gespart: Personal entlassen und am Material gespart. Und die Forstwirtschaft? Die wurde 2007 ebenfalls reformiert mit dem Ziel, Forstwirte abzuschaffen. Sie kosten nur Geld und bringen kein Geld ein. Auf den ersten Blick.
Durch die verheerende Dürre und die nicht unter Kontrolle zu bringenden Brände hat die Regierung ein Exportverbot von Weizen ausgesprochen. Die russische Regierung geht davon aus, dass rund 30 Prozent der Ernte ausfallen wird. Die Folge sind massiv ansteigende Weltmarktpreise des Weizen, denn Russland gehört neben der EU, Australien und den USA zu den größten Weizenexporteuren. Viele Länder gehen inzwischen davon aus, dass es aufgrund dieser Preiserhöhung weitere Preissteigerungen geben wird. Im indonesischen Jakarta rechnet man mit einem Dominoeffekt bei allen Grundnahrungsmitteln.
Wie sehr sich die Zeiten auch in Russland geändert haben, zeigt sich wieder einmal. Der regierungskritische Blogger hätte früher im Anschluss an sein Blog sicher einige Jahre in Sibirien verbracht, heute schreibt Putin im Hinblick auf die Regierungswahlen von einer „unglaublich ehrlichen und aufrichtigen Person“.
Ach ja, und Putin wird sich dafür einsetzen, dass sein Dorf wieder eine neue Feuerglocke bekommen wird.