Skype-Gründer wollen Unternehmen zurückkaufen

Wie die New York Times berichtet, versuchen die skandinavischen Skype-Gründer Niklas Zennström und Janus Friis ihr früheres Unternehmen für Internet-Telefonie zurückkaufen. So versuchen die Gründer Investoren für ein Milliarden-Angebot an den eBay-Konzern zu gewinnen. Beide hatten Skype 2005 für 3,1 Milliarden Dollar (2,4 Mrd Euro) an das Internet-Auktionshaus verkauft.

Das erfolgsverwöhnte Internet-Auktionshaus ebay hat eingestanden, dass sich Skype schlechter als erhofft in das „sonstige Kerngeschäft“ eingebunden hat. Nach Unternehmensangaben telefonieren weltweit 405 Millionen Menschen per Skype über das Internet. Dabei können sie andere Skype-Nutzer ohne Gebühren und Telefonanschlüsse im Fest- oder Mobilnetz für vergleichsweise geringe Kosten anrufen. Nach Angaben der New York Times will eBay mindestens 1,7 Milliarden Dollar von einem etwaigen Skype-Käufer verlangen. Sollte dieser Deal den Skandinaven gelingen, bleibt deren Kriegskasse gut gefüllt. Der Weiterbetrieb von Skype sollte demnach gesichert sein.

Wie wichtig solche Dienste im Internet sind, zeigt eine aktuelle Umfrage des Kölner Marktforschungsunternehmens YouGovPsychonomics. Demnach nimmt jeder Dritte (35 Prozent) in Deutschland gelegentlich das Handy zur Hand, um zu surfen, E-Mails zu schreiben oder Musik und Videos herunterzuladen. Wie die Nachrichtenagentur dpa weiter berichtet, gaben von den 966 Befragten sechs Prozent an, mobiles Internet sogar mehrmals am Tag zu nutzen.

Der Auftraggeber der Studie, der Bundesverband Digitale Wirtschaft, meldet daraufhin, dass „noch reichlich Luft nach oben“ sei.. Zwar können sich 29 Prozent der Befragten – dies sind 44 Prozent der Nichtnutzer – nicht vorstellen, noch bis zum Jahresende mobil ins Internet zu gehen, bleiben dennoch 36 Prozent mögliche Mobilnutzer. Dies macht ein Steigerungspotenzial von über 100 Prozent, was für den Bundesverband ein enormes Wachstum bedeutet.

Die Preise für mobiles Surfern bleiben unterdessen nach wie vor konstant. Die erschwinglichen Mobil-Flatrates von Base oder O2 haben in den letzten Monaten keinen Preisrutsch erfahren. Gegenüber dem Start der UMTS-Angebote sind die Preise jedoch auf ein akzeptables Niveau gesunken. Nicht als Ausrutscher zu werten sind nach wie vor die Standard-Mobiltarife der Mobilfunkfirmen. So ist das gelegentliche Anschauen seiner Lieblingswebseite oder das Recherchieren der aktuellen Fußballergebnisse nach wie vor ein teures Vergnügen.

Genmaissorte MON 810 der Firma Monsanto darf in Deutschland nicht mehr angebaut werden

Wir schreiben heute den 14. April 2009. In der Regel beginnen die Landwirte Mitte April mit der Mais-Aussaat. Aus diesem Grund war es Regierungsentscheidung in letzter Sekunde, dass die Maissorte MON 810 der Firma Monsanto in Deutschland nicht mehr angebaut werden darf. Dies hat heute die Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner entschieden. Auf knapp 3600 Hektar sollte die genveränderte Pflanze angebaut werden.

„Die Bundesländer werden umgehend über diese Maßnahme informiert und werden die Einhaltung des Verbots überwachen“, so die Ministerin. Aigner will den Anbau und Verkauf von Genmais in Deutschland verbieten. Das gab sie am Vormittag auf einer Pressekonferenz bekannt. „Meine Entscheidung ist entgegen anderslautender Behauptungen keine politische Entscheidung“, so Aigner. „Es ist eine fachliche Entscheidung und dies muss es aus rechtlichen Gründen auch sein.“
Studien aus Luxemburg für ein nationales Verbot von MON 810 hätten den Ausschlag gegeben. Laut dem Ministerium gibt es Risiken für bestimmte Schmetterlinge, Marienkäfer und Wasserorganismen. Gleichzeitig betonte die Ministerin, sie wolle das Verbot nicht als Grundsatzentscheidung im Bereich grüne Gentechnik verstanden wissen.
Der Mais des Saatgutunternehmens Monsanto ist derzeit die einzige Genpflanze, die Bauern anbauen dürfen. Durch eine Genveränderung sollen Maispflanzen der Sorte MON 810 eine höhere Resistenz gegenüber Schädlingen wie dem Maiszünsler – einen Schmetterling – erhalten. Durch dieses Gen wird die Pflanze gegen die Schädlingslarven resistent.  Die gentechnisch veränderte Maissorte MON 810 des US-Herstellers Monsanto, ist seit 1998 in der EU zugelassen. österreich, Frankreich, Ungarn, Luxemburg, Griechenland haben den Anbau verboten. In Deutschland ist MON 810 seit 2005 erlaubt.
Der Maiszünsler sorgte vor allem in Süddeutschland für Probleme im Maisanbau. Aber auch im Oderbruch und südlich von Berlin gibt es „Befallsinseln“. Da er wenig natürliche Feinde hat und in den Maisfeldern ideale Lebensbedingungen vorfindet, wandert der kleine Falter seit etwa 1930 immer weiter Richtung Norden. In Mecklenburg-Vorpommern hat er inzwischen die Ostseeküste erreicht und erstmalig 2006 wurde auch in Niedersachsen Befall festgestellt. Vom Schädling nicht betroffen ist nur noch Schleswig-Holstein.
Gegen den Maiszünsler ist in Deutschland ein einziges Insektizid zugelassen. Der besonders Trick des Maiszünslers: Nachdem sie aus den Eiern geschlüpft sind, fressen sich die Raupen schnell in den Stängel der befallenen Maispflanze. Dort sind sie sicher – sowohl vor natürlichen Feinden wie vor Insektiziden, mit denen die Landwirte üblicherweise Fraßschädlinge bekämpfen.
Greenpeace und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßten nach Presseangaben das Verbot. Die Gentechnik-Expertin von Greenpeace, Stephanie Töwe, sagte, die Entscheidung sei längst überfällig. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegten, dass der Genmais eine Gefahr für die Umwelt darstelle. Nun müsse Aigner auch in Brüssel gegen die Neuzulassung ähnlicher Genmaissorten in der EU stimmen.

Meine Bank und das Finanzamt

Ich schlafe schlecht. Ich weiß, dass ich hinter meinem Rücken ausspioniert werde. Sind Detektive im Anmarsch, mit Minispionen, Fotokameras und Funkgeräten? Oder nutzen sie den Bundestrojaner und spähen meinen Computer aus? Was mit einer gesunden Paranoia begonnen hat, weitet sich immer weiter aus. Seit die Finanzbehörden im Jahr 2005 auch die gesetzliche Möglichkeit erhielten, die Kontostammdaten eines Steuerzahlers abzufragen, wache ich Nachts schweißgebadet auf. Verdammter Paragraph 93 AO, fährt es mir durch den Kopf! Sie können, sie dürfen es und sie tun es jetzt! Das Finanzamt fragt meine Kontostammdaten ab!

Und sie tun es immer häufiger. Nach einem Bericht des Magazins Focus ist die Zahl der Abrufe der bundesdeutschen Finanzämter 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 14,8 Prozent auf 31 510 gestiegen. Diese Zahlen habe das Bundesfinanzministerium dem FDP-Abgeordneten Volker Wissing auf Anfrage mitgeteilt.

Die Behörden können nur Stammdaten, keine Kontobewegungen und Salden, erfahren. Doch diese Angaben genügen um „in einer erheblichen Anzahl von Fällen bislang unbekannte Konten und Depots“ festzustellen, schreibt das Finanzministerium auf die Anfrage des Abgeordneten Wissing. Die Zahl tatsächlicher Verstöße gegen Steuer- oder Sozialgesetze läge der Bundesregierung allerdings nicht vor.

Als sich  2006 die Finanzbehörden dazu rüsteten, die technischen Voraussetzungen für eine erhöhte Abfragefrequenz zu schaffen, äußerte Wissing die Befürchtung, dass die Zahl der Abfragen steigen würde. Damals waren nur 100 Abrufe pro Tag möglich gewesen, 5000 sollten es werden. Angesichts dieser technischen Voraussetzung sind die 31 510 Abrufe vergleichsweise gering. Zum Vergleich führt Focus an, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleitungsaufsicht (BaFin) zum Beispiel schon im Jahr 2005 rund 62 000 Abrufe getätigt hat. Wissing halte die Zunahme der Kontenabfragen deshalb für ein „Misstrauensvotum des Staates gegenüber seinen Bürgerinnen und Bürgern“.  Denn nichts hindert die Finanzämter daran, das technisch mögliche in Zukunft noch voll auszuschöpfen.

Also werde ich in Zukunft weiter schlecht schlafen. Vielleicht noch schlechter, denn in Zukunft plagt mich das Finanzamt nicht mehr. Ich habe mein ganzes Geld ausgegeben. Den Konsum ankurbeln, das wollte ich und habe es getan. Und weil es Mode ist, habe ich auch noch gleich einen Konsumentenkredit aufgenommen. Für einen neuen Fernseher. Nun schlafe ich schlecht, weil mich die Schulden drücken. Diese sind leider nicht steuerlich absetzbar.

Microkredite sind sexy

Microkredite sind sexy. Das steht außer Frage. Die bisher nur aus den Entwicklungsländern bekannte Kreditform, bei der meist mittellose Frauen zum geschäftlichen Erwerb von Produktionsgütern Kleistkredite erhalten, könnte auch bald in Deutschland festen Einzug erhalten. In den Entwicklungsländern erhalten meist Geschäftsfrauen, da sie als ehrbare Schuldner gelten, Kleinstkredite von umgerechnet 25 Euro für Anschaffungen zum täglichen Broterwerb, für das die Schuldnerinnen bereit sind bis zu 27 Prozent Schuldzinsen zu bezahlen. Bei normalen Banken würden die meist mittellosen Geschäftsfrauen aufgrund fehlender Sicherheiten keinen Cent erhalten. Andererseits würde hier ein Banker für 25 Euro nicht einmal seinen Kugelschreiber in die Hand nehmen.

Doch die Finanzkrise zwingt zum Umdenken. Noch nie war es für den Mittelstand so schwierig wie heute, kurzfristige Kleinstdarlehen zu erhalten. Um ein paar Tausend Euro Kreditlinie zu erhalten, verlangen Banken inzwischen verwertbare Sicherheiten. Blanko geht derzeit gar nichts mehr.

„Ja muss ich denn erst Geld bringen, um einen Kredit zu erhalten?!“ ist die Standardfrage der anfragenden Schuldner, wenn sie reihenweise bei ihrer Hausbank eine Absage erhalten. So sind Konsumdarlehen wie sie reihenweise in den Media-Shoppinghallen zur Anschaffung von LCD-Fernseher, Computern oder Kaffeevollautomaten für Arbeitnehmer angeboten werden, nach wie vor sehr leicht zu erhalten. Zwei, drei Gehaltabrechnungen genügen – so schwierig ist es für Selbstständige auch nur ein paar Monate an frisches Geld zu kommen. Die fehlenden Sicherheiten gelten als Kreditrisiko – und das scheuen die Banken derzeit wie der Teufel das Weihwasser.

So stellt sich die Frage, ob das Geschäftsmodell der Microkredite nicht auch auf Deutschland anwendbar ist. Ein paar tausend Euro für drei Monate zu zehn, fünfzehn oder gar zwanzig Prozent  Kreditzinsen – das kann für manchen Kleinstbetrieb eine überlebenswichtige Finanzspritze sein. Und für den Investor eine lohnende Investition. So wären dies Zinsen in Höhe von 250 Euro für 90 Tage, wenn ein Schuldner sich 10 000 Euro zu zehn Prozent Jahreszinsen leihen würde. Für einen risikobereiten Investor ein sehr interessantes Geschäft, denn sein Gewinn beträgt ein vielfaches dessen, was er für sein Geld bei der Bank erhalten würde.

Bleibt nur das Risiko der Rückzahlung. Während in den Entwicklungsländern die Ausfallquoten der Microkredite bei ein bis zwei Prozent liegen, dürfte die Ausfallquote in Deutschland wesentlich höher liegen. Denn in fast keinem anderen Land der Erde ist es so einfach wie hier mit unbezahlten Schulden zu leben. Denn die Hände der Kreditgeber sind gegenüber den Schuldnern sehr gebunden – rechtlich besteht auf einen titulierte Forderung ein Anspruch von 30 Jahren. Doch wie heißt es hier so schön: „Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen“. Und durch eine Verbraucherinsolvenz kann ein Schuldner sich nach sechs Jahren bereits seiner ungeliebten Forderungen entziehen.

Ob Microkredite wirklich sexy sind? Schon, nur nicht in Deutschland.

Biosprit aus Algen – die vernünftige Alternative?

Schon in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts – aufgeschreckt durch die ölkrise- untersuchte das US-Energieministerium welche Möglichkeiten Algen zur Energiegewinnung bieten. Die Forscher des National Renewable Energy Laboratory (NREL) kamen damals zu dem Schluss, dass die ölgewinnung aus Algen im Vergleich zu fossilen Brennstoffen zu unwirtschaftlich sei. Grundlage für diese Bewertung war ein Preis von 20 Dollar pro Barrel öl. Durch die schwindenden Vorkommen und ölpreise von zeitweise über 100 Dollar pro Barrel ist diese alternative Energiequelle plötzlich wieder hochinteressant.

Die Idee, mit Hilfe von Algen Energie zu gewinnen, ist genial. Die winzigen Lebewesen betreiben fortwährend Photosynthese und verwandeln Kohlendioxid in Sauerstoff. Das öl, das sie dabei produzieren, macht einen Großteil ihrer Masse aus – und daraus lässt sich Treibstoff gewinnen. Doch der Weg zu einer kostengünstigen und effizienten Energiequelle ist noch ein langes und hochspekulatives Abenteuer.

Anders als bisher für Biosprit eingesetzter Mais sind Algen kein Grundnahrungsmittel. Es droht keine Hungersnot oder Unterversorgung der Einwohner, da die Anlagen in Küstengebieten gebaut werden können, die nicht für die konventionelle Landwirtschaft geeignet sind. Weiterer Vorteil von Algen ist ihr schnelles und rasantes Wachstum. So können Algen ihre Masse mehrmals täglich verdoppeln und ergeben bedeutend mehr öl pro Hektar als bisherige Bioenergieproduzenten wie etwa Raps, Palmen oder Soja. Schnelles Wachstum und verzicht auf fruchtbaren Boden machen diese Alternative sehr interessant. Algen gedeihen sogar in Dreck- und Salzwasser. Der Einsatz von Pestiziden oder Düngern ist unnötig. Angewiesen sind Algen neben Wasser vor allem auf zwei Dinge: Kohlendioxid und Sonnenlicht, wenn sie in Becken gezüchtet werden. Es besteht auch die Möglichkeit, Algen in geschlossenen Tanks zu züchten. Dann jedoch ist der Einsatz von Zucker notwendig, der konventionell gewonnen werden muss.

Fachleute sprechen davon, dass sich aus einem Hektar Raps etwa 1800 Liter Biodiesel pro Jahr gewinnen lassen. Aus Palmen kann die Ausbeute rund 6000 Liter betragen. Aus Algen sollen 10 000 bis 25 000 Liter möglich sein; manche Fachleute halten sogar noch erheblich mehr für möglich.

Aus dem Stadium purer Spekulation ist dieser Biosprit längst heraus. Inzwischen hat bereits das erste Flugzeug, betankt mit Biokraftstoff, erfolgreich vom Boden abgehoben. Der Flugzeugbauer Boeing rechnet damit, dass Flugzeuge schon im Jahr 2013 mit Biotreibstoff fliegen könnten. Einige auf Algenbasis entwickelte Kraftstoffe hätten sogar ein höheres Leistungspotenzial als bisherige Kraftstoffe.

Der Boom der Biokraftstoffe hat seine Schattenseiten: Die staatliche Förderung von Biokraftstoffen verstärkt den Hunger in der Welt. Raps und Mais sind keine Alternativen. Die Nutzung von Landwirtschaftsflächen für Biokraftstoffe, die bisher nur Nahrungsmittelproduktion genutzt wurden, kann kein Ziel sind. Um den Energiehunger der Welt mit Algen zu stillen, müsste man – so ein McKinsey-Report – rund 250 000 Quadratkilometer mit Algentanks bebauen. Eine Fläche die gerade einmal in etwa der alten Bundesrepublik Deutschland entspricht.

Dann gründen wir halt eine Bank

Ich kann es nicht mehr hören. Finanzkrise, Staatsbankrott, Abwrackprämie – alles  Schlüsselwörter, die ich tagaus, tagein aus den Medien entnehmen, aber mit denen  ich mich auch bei einem gemütlich kaltem Weizen im Biergarten herumschlagen  muss. Es scheint keiner mehr ein anderes Thema zu kennen.
Ja, das  Geschäftsmodell der Banken ist ins Stocken geraten. Ja, Lieschen Müller vom  Mittelstand hat derzeit enorme Probleme, mal geschwind 10 000 Euro  überbrückungsdarlehen zu erhalten. Die Banken spielen auf Nummer Sicher und die  Kreditschere geht immer weiter auseinander. Während der Zinssatz im  Passivgeschäft (gemeint sind damit die Anlagen der Bankkunden in Form von  Sparbüchern und Sparverträgen) immer weiter gegen Null strebt, die Zinsen im  Aktivgeschäft (Kredite) auf konstant hohem Niveau verbleiben, klettern die  Zinsen für kurzfristige überziehungen auf dem Girokonto immer weiter nach oben.  Das höhere Ausfallrisiko lassen sich die Banken fürstlich bezahlen. Doch noch  fürstlicher als die Gewinnmarge der Kreditschere, noch höher als die  Gewinnversprechungen der Anlagenbanken vor dem Platzen der Immobilienblase sind  die konstant hohen Renditen im Berech der Mikrokredite. Gemeint sind damit  Kleinstkredite in Entwicklungsländern, die normalerweise bei Finanzinvestoren  nicht gerade als „sexy“ gelten. Doch das könnte sich ändern. So leihen sich  Straßenhändler in Neu-Dehli gerne mal bei einer Microkreditbank 1 500 Rupien für  eine Erstausstattung des Ladengeschäftes, für die Erneuerung von Fischernetzen  oder zur Anschaffung von Schuhputzwerkzeug. In gängige Währung umgerechnet: 25  Euro. Doch dafür bezahlen die Schuldner Zinssätze von bis zu 27  Prozent!

Und  die Schuldner gelten als sehr zuverlässig. Die Kredite werden nach Möglichkeit  nur an Frauen vergeben, da diese als zuverlässige Schuldner gelten. Weil die  meist mittellosen Geschäftsfrauen keine Sicherheiten bieten können, schließen  sich die Geschäftsfrauen mit anderen Frauen ihres Dorfes zusammen und bilden so  zusammen eine gemeinsam haftende Kreditnehmereinheit. Der soziale Druck  innerhalb der Gruppe verschafft der Bank die Sicherheit.

Die Ausfallquote der  Microkredite ist mit ein bis zwei Prozent minimal und das Modell funktioniert.  Erfolgreiche Kreditinstitute wie die SKS in Neu-Delhi profitieren in diesen  schlechten Zeiten davon, dass das geförderte Kleinstgewerbe den Alltagsbedarf  bedient und damit wenig krisenanfällig ist. So ist der hohe Zinssatz auch nicht  unbedingt verwerflich, denn wenn der unterstütze Fischer durch neue Netze eine  höhere Fangquote erzielen kann, ist das Geschäft für beide Seiten  legitim.

Im  globalen Investmentgeschäft sind Kleinstdarlehen für die Armen trotz ihres  Erfolgs ein Nischenmarkt. Einst war diese Form der Entwicklungshilfe eine  Aufgabe wohltätiger Stifter. Heute versuchen sogar die Großen der Bankzunft  sowie renditeorientierte Finanzinvestoren in diese Nische zu springen. Bei 27  Prozent Kreditzins ist das nur verständlich. Microkredite sind einfach  „sexy“.

Gaspreissenkungen sind Augenwischerei

Als vergangenen Winter ein Brief des hiesigen Strom- und Gasversorgers bei mir eintraf, von dem auch ich mein Gas beziehe, musste ich laut schreien. Nein, es war nicht die Rechnung, die mich erzürnte. Es war ein freundlicher Brief in dem mir mitgeteilt wurde, dass die Stadtwerke den Gaspreis senken werden. Warum mich eine Preissenkung aufregt? Es war weniger der überfällige Schritt, die Preise den Weltmarktpreisen anzupassen und zu senken, sondern die Tatsache, dass dieser Schritt vollmundig und lobend für den April 2009 angekündigt wurde. Ein Termin, der vom Schreiben des Gasversorgers aus mehrer Monate in der Zukunft lag. Und natürlich – wer kann das auch anders sehen – auf einen Zeitpunkt nach der Heizperiode geschoben wurde. Der Vorteil liegt auf der Hand: Während die Erdgas-Bezugskosten in den letzten Monaten des Vorjahres massiv gesunken sind, geben die lokalen Versorger diesen Preisvorteil erst verspätet und vor allem nach der Heizperiode an den Endkunden weiter.

Durchschnittlich um zehn Prozent senken die Versorger dieser Tage die Preise. Nach dem massiven Preiserhöhungen der letzten Jahre liegen die Kosten noch immer auf sehr hohem Niveau. Dass es einen Zusammenhang zwischen Preiserhöhungen im Herbst und Preissenkungen im Frühjahr gibt, hat nun das Verbraucherportal Verivox nachgewiesen. Demnach wird das eigene Gefühl bestätigt. Große Preisschübe gab es immer im Herbst, wenn der Verbrauch nach oben schnellt, Preisanpassungen nach unten – wenn überhaupt – nur in der warmen Jahreszeit. Deutlich zu erkennen – laut Verivox – die Entwicklung in der vergangenen Heizperiode, also von Herbst 2008 bis Frühjahr 2009. Laut einer Aufstellung von Verivox zeigt sich, dass der Verbrauch von Gas beispielweise im Juli nur zwei Prozent des Jahresverbrauch beträgt. Im kalten Januar dagegen beträgt der Verbrauch satte 15 Prozent. Demzufolge ist der Gasverbrauch für heiß duschen oder Kochen mit Gas gegenüber der Heizleistung vernachlässigbar. Oder in Zahlen ausgedrückt: Herbst und Winter schlagen in einem Jahresabschluss mit 83 Prozent zu Buche. Die warmen Monate machen gerade einmal 17 Prozent aus.

Was dies für einen Durchschnittshaushalt bedeutet, hat Verivox einmal ausgerechnet. Demnach hätte ich also deutscher Durchschnittsmichel rund 35 Euro sparen können, wenn die Stadtwerke ihre Preise nicht im Herbst 2008 erhöht hätten, sondern drei Monate später. Weiter 82 Euro mehr in der Haushaltskasse wären geblieben, wenn die Stadtwerke die Preissenkung im Januar und nicht erst im April vorgenommen hätten. Dies bedeutet, dass meine Stadtwerke durch geschickte Preispolitik 117 Euro mehr eingenommen haben. 117 Euro mehr von jedem durchschnittlichen Haushalt. Multipliziert mit allen betroffenen Kunden ist das eine nette Einnahme für meinen Versorger, der in seiner Geschäftspolitik nicht die Gewinnmaximierung, sondern die flächendeckende Versorgung der Bürger im Geschäftsgebiet stehen hat.

Mit der Lizenz zum Mogeln

Die Europäische Union macht es möglich. Ab dem 11. April 2009 entfallen fast alle verbindlichen Mengenvorgaben für Lebensmittel. Mit diesem Datum wird eine EU-Richtlinie in nationales Recht umgesetzt. So durften bisher Erzeugnisse in Fertigpackungen nur in die für sie festgelegten Füllmengen verkauft werden. Dies ist der Grund, weshalb in deutschen Supermärkten beispielsweise Milch nur in 0,5 Liter, 0,75 Liter und 1 Liter-Verpackungen angeboten wurden. Der Kreativität der Konzerne ist jetzt Tür und Tor geöffnet, denn die festen Einheiten fallen nun für Milch und weitere Lebensmittel wie Wasser, Limonade, Fruchtsäfte, Zucker oder Schokolade weg, wie die Verbraucherzentrale Hamburg heute berichtet.
„Auch bei viel gekauften Lebensmitteln werden die Verbraucher künftig mit versteckten Preiserhöhungen hinters Licht geführt werden“, befürchtet Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Masche, geringere Füllmenge bei gleichem Preis, wird schon jetzt bei vielen Produkten angewendet, etwa bei Süßigkeiten, Säuglingsnahrung und Frühstückscerealien sowie bei Non-Food Artikeln.
Beispielsweise bei Pampers Windeln, so die Verbraucherzentrale Hamburg, wurde die Anzahl der Windeln in der Packung reduziert (10 Prozent Preiserhöhung) und beim Geschirrspülmittel Calgonit Power Powder das Gewicht verringert (20 Prozent Preiserhöhung). Preiserhöhungen sind zwar nicht verboten, Mogelpackungen schon. Wer zuviel Luft in die Verpackung lässt, verstößt gegen gesetzliche Regelungen. Doch dies muss von Fall zu Fall geprüft werden.
Doch auch im Obst- und Gemüsebereich stelle die Verbraucherzentrale Mogelpackungen fest. So fanden die Tester abgepackte Paprika, der nicht wie üblich in 500g Gebinden, sondern in Plastikfolie mit 400g, Cocktail-Tomaten in 400g-Plastikschalen statt in den üblichen 500g-Verpackungen angeboten wurde.
„Nur anhand des erhöhten Grundpreises können Verbraucher den Anbietern auf die Schliche kommen. Der Packungspreis ist letztendlich für Preisvergleiche uninteressant.“ sagt Armin Valet. Doch wird der Grundpreis vom Handel nur unzureichend ausgezeichnet. Eine weitere Tücke für Verbraucher: Der Grundpreis wird gesetzlich nur für Gewichts- und Volumenangaben verlangt. Für Produkte, die pro Stück abgegeben werden, wie etwa Feuchttücher und Toilettenpapier ist der Grundpreis nicht vorgeschrieben.
Schon 2005 stellte die Verbraucherzentrale fest, dass Großpackungen bei Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs nach wie vor oft teurer als Kleinpackungen angeboten werden. Im Mai und Juni 2006 untersuchten die Hamburger Verbraucherschützer in Zusammenarbeit mit der Redaktion sternTV 55 Großpackungen in Hamburg und Köln. Ergebnis: Für die Verbraucher hat sich nichts gebessert. Hersteller und Geschäfte machen noch immer Profit mit teuren Großpackungen. Den Vogel schoss die Murnauers Totes Meer Q 10 Anti-Falten Creme ab, bei der die Großpackung 227 Prozent teurer war als die kleine Packung. Die teuerste Großpackung im Lebensmittelbereich war die Pralinenmischung Merci Finest Selection, bei der die Großpackung 54 Prozent mehr kostet als die entsprechende Menge der kleineren Packung.

Chronik: Die Opel-Rettung (Teil 1)

04.04.2009: Der Mutterkonzern General Motors (GM) hat alle vier deutschen Opel-Werke an ihre Gläubiger verpfändet. Neben den Opel-Patenten, die als Sicherheiten für Milliardenhilfen an die US-Regierung abgetreten wurden, hat GM auch alle Vermögenswerte an US-Banken verpfändet. Das bestätigte ein Mitglied der Bundesregierung dem Nachrichtenmagazin „Focus“.

03.04.2009: Das Opel-Verhandlungsteam nimmt seine Tätigkeit auf. Das Fünfer-Gremium besteht unter anderem aus dem Staatssekretären Jochen Homann aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Vorsitz), Jörg Asmussen aus dem Bundesministerium für Finanzen und Jens Weidmann, der Wirtschaftsberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

30.03.2009: Die US-Regierung lehnt die Sanierungspläne von GM und Chrysler ab. Keines der Unternehmen habe einen belastbaren Plan vorgelegt, der weitere Milliarden Dollar Steuergelder wert sei, so ranghohe Beamte der Regierung gegenüber der Presse. Chrysler soll noch 30 Tage Zeit und Geld bekommen. Wagoners Nachfolger Fritz Henderson erhält für General Motors 60 Tage Zeit.

29.03.2009: GM-Chef Rick Wagoner tritt auf Verlangen des Weißen Hauses zurück. US-Präsident Barack Obama erhöht den Druck auf die US-Autobauer.

26.02.2009: General Motors weist für 2008 einen Verlust von 30,9 Milliarden Dollar aus. Im Vorjahr hat der Automobilkonzern mit 38,7 Milliarden Dollar den höchsten Verlust in seiner Firmengeschichte eingefahren.

18.02.2009: Sanierungsplan von General Motors. Der Opel-Mutterkonzern will darin weltweit 47.000 Arbeitsplätze abbauen, davon 27.000 außerhalb der USA. Gleichzeitig versucht GM mit neuen Produkten wie etwa einem Elektroauto für gute Stimmung zu sorgen.

19.12.2008: US-Präsident Bush gewährt General Motors und Chrysler Notkredite von 17,4 Milliarden Dollar. Diese sind befristet bis zum 31. März 2009.

12.12.2008: Der US-Senat lehnt ein Rettungspaket für die US-Autoindustrie ab.

03.12.2008: Die Automobilhersteller legen dem US-Kongress neue Sanierungspläne vor. General Motors und Chrysler brauchen zum überleben noch vor Jahresende eine Milliarden-Stütze vom Staat. Autobauer Ford, der ebenfalls eine Kreditlinie zur Absicherung beantragt hat, verzichtet später darauf.

21.11.2008: Der US-Kongress vertagt eine Entscheidung über Hilfen und fordert GM, Ford und Chrysler auf, bis zum 2. Dezember einen Plan über die Verwendung des Geldes vorzulegen. Kritik an der Chefetage: Die US-Abgeordneten sind verärgert über das Verhalten der Vorstandschefs der drei Automobilhersteller, die mit ihren Firmenjets nach Washington gereist waren.

19.11.2008: GM fordert gemeinsam mit den Autobauern Ford und Chrysler staatliche Finanzhilfen von insgesamt 25 Milliarden Dollar. Vor dem Kongress muss Konzernchef Rick Wagoner Rede und Antwort stehen.

Das Ende der Telefon-Spammer?

Das Telefon klingelt dumpf. Soll ich rangehen? Denn wo zum Teufel habe ich das Mobilteil vergraben? Ich überlege und schaue auf die Uhr. 19:23 Uhr. Ich entscheide mich, dass ich das Telefon nicht suche. Wer soll schon um diese Uhrzeit anrufen? Also wühle ich mich weiter durch die Berge Papier auf meinem Schreibtisch. Das Telefon klingelt immer weiter. Und wenn es was wichtiges ist?, denke ich. Vielleicht ist jemand krank, braucht meine Hilfe oder Weiss-Gott-was? OK, ich falle in Panik. Ich suche das Mobilteil. Wo kann es nur versteckt sein? Fernseh-Fernbedienung und Mobilteil üben eine große Faszination auf meinen kleinen Sohn aus. Kaum laufen können, aber Papas wichtigste Kommunikationsmittel verstecken! Und wenn ich ihn fragen würde, wo er es versteckt hat, würde er dies mit einem freundlichen „gaga-brabbelbrabbel“ erwidern. Also muss ich dem Klingeln nachgehen. Es ist ein dumpfes Klingeln, irgendwo aus dem Nichts. Ich suche. Die ersten Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn. Es muss was ganz wichtiges sein, wenn jetzt einer anruft. Ich renne von einem Eck meines Büros in das nächste. Hier ist es nicht. Ist es dort? Dann sehe ich das Telefon. In der großen Spielkiste meines kleinen Sprösslings liegt das Telefon. Neben Lego-Steinen und Plüschtieren. Es klingelt nach wie vor. Es MUSS was wichtiges sein. Ich greife nach dem Hörer, melde mich mit einem hektischen „Ja?“ und eine freundliche Stimme aus einem Callcenter fragt mich, ob ich eine Minute Zeit hätte.
Das war also der wichtige Anruf. Ob ich mich in Finanzen gut auskennen würde und ob bei mir alles in Ordnung sei. Genervt erkläre ich, dass ich sehr gut versichert sei, eh kein Geld habe und auch keine Zeit, mich darüber zu unterhalten. Ich lege auf, werfe das Mobilteil zurück in die Spielkiste des Sprösslings und verspreche mir selbst, dass ich nie wieder so in Panik verfalle.
Doch damit ist es jetzt vorbei. Gestern hat der Bundestag den Gesetzesentwurf gegen unerwünschte Telefonwerbung verabschiedet. Mit den Stimmen der großen Koalition und der FDP hat das Parlament den umstrittenen Regierungsvorstoß zum besseren Schutz der Verbraucher gegen unerwünschte Werbeanrufe mit kleinen Änderungen abgesegnet. Die Grünen lehnten das Vorhaben ab, die Linken enthielten sich. Gemäß dem Gesetzesentwurf  zur Bekämpfung unerlaubter Telefonwerbung drohen Telefon-Spammern künftig Geldbußen bis zu 50.000 Euro. Erlaubt werden Werbeanrufe nur, wenn der Betroffene vorher ausdrücklich dazu seine Genehmigung erteilt hat. Zudem sollen Verbraucher mehr Möglichkeiten bekommen, am Telefon abgeschlossene Verträge etwa über Zeitschriftenabonnements oder Wett- und Lotteriedienstleistungen zu widerrufen. Die Frist wird abhängig vom Einzelfall zwischen zwei Wochen oder einem Monat betragen. Sie soll beginnen, wenn der potenzielle Vertragspartner eine Belehrung über sein Widerrufsrecht in Textform erhalten hat.
Ob mich nun also wirklich niemand mehr am Telefon belästigen wird? Wir werden sehen. In drei Jahren wird das Gesetz erneut überprüft. Ob mein Sohnemann dann immer noch mein Mobiltelefon versteckt?