Programme ohne Desktop ausführen

Es gilt nach wie vor als hipp, Programme auf Serversysteme als Dienst auszuführen. Der Server benötigt keine Anmeldung und erledigt dennoch seine Aufgaben. Wenn der Dienst jedoch ein fremdes Programm steuern muss kann es vorkommen, dass dieses Programm nicht läuft, wenn kein angemeldeter Desktop vorhanden ist. So kann es zum Beispiel sein, dass das zu steuernde Programm explizit seine Daten im Benutzerkonto ablegen will. Da man keinen Einfluss auf das Verhalten des Fremdprogramms hat, stößt man schnell an Grenzen. Es gibt jedoch einen Trick, mit dem man einen Desktop erzeugen kann.

Der Task-Planer ermöglicht es (Einstellungen / Systemsteuerung /Geplante Tasks) ein Programm (oder einen Dienst!) mit einer Benutzeranmeldung und Desktop auszuführen. Planen Sie den einen Task, geben Sie im Assistenten einen (lokalen) Benutzer und Passwort mit. Wenn die Zeitsteuerung Ihr Dienst erledigt genügt es, dass der Taskplaner den Dienst nur bei Systemstart startet (Dienststart im Dienstemanager dann deaktivieren!).

Wenn Ihre Anwendung noch immer ihren Dienst verweigert, kann ein kleiner versteckter Haken Ihr Freund sein. Der Taskmanager wird unter einem eigenen Benutzerkonto gestartet. Hier kann die Interaktion mit dem Desktop erlaubt werden. Starten Sie die Computerverwaltung („Start/ Systemsteuerung /Verwaltung / Computerverwaltung“). Unter „Dienste und Verwaltung“ wählen Sie „Dienste“. Dort finden Sie den „Taskplaner“. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Namen „Taskplaner“ und wählen Sie „Eigenschaften“. Unter dem Reiter „Anmelden“ finden Sie den ausgewählten Bereich „Lokales Systemkonto“. Darunter ist der Punkt „Datenaustausch zwischen Dienst und Desktop zulassen“ mit einem Haken zu versehen. Beenden Sie den Task-Dienst und starten ihn neu. Klicken Sie hierzu mit der rechten Maustaste auf den „Taskplaner“ und wählen Sie „Dienst neu starten“ (ggfls. System neu starten). Nun hat der Taks bzw. Ihr Dienst auch ohne aktive Anmeldung Zugriff auf einen User-Desktop.

Chronik: Die Opel-Rettung (Teil 10)

01.06.2009: Zwei Tage nach der Rettung von Opel hat der US-Mutterkonzern General Motors Insolvenz angemeldet. US-Präsident Obama sieht GM-Pleite als Chance. Die neue Opel-Treuhandgesellschaft soll von dem Frankfurter Rechtsanwalt und Sanierungsexperten Alfred Hagebusch und GM-Europe-Vizechef Eric Stevens geleitet werden. Dies meldet das Handelsblatt.
 
30.05.2009: 80 Jahre nach der übernahme durch GM steht Opel damit vor der Loslösung vom US-Autobauer: Der kanadisch-österreichische Zuliefererkonzern Magna hat den monatelangen Bieterkampf um Opel für sich entschieden. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD): „Ich kann Ihnen sagen, dass eine Lösung gefunden worden ist.“ Magna hat das Rennen geschafft hat. Mehr Eigenkapital, keine Dividendenausschüttungen und die Einigung auf die wesentlichen Details der Treuhandgesellschaft mit dem Mutterkonzern GM und der US-Regierung lauten die Verbesserungen im Vergleich zum Ursprungskonzept. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU): „(Er) persönlich sei zu einer anderen Einschätzung des Risikos gekommen“ und befürworte weiterhin eine Planinsolvenz für den siechen Autobauer. Opel-Investor Magna will nach Angaben von Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) innerhalb von fünf Jahren rund 500 Mio. Euro „ohne irgendeine Form von Sicherheit“ in Opel investieren. Im Gegenzug würden in den deutschen Werken „etwas mehr als 2 000 Arbeitsplätze“ gestrichen.
 
29.05.2009: Der Autozulieferer Magna legt ein neues Konzept für eine Opel-übernahme vor und ist mit der Konzernmutter General Motors einig geworden. Viele Details sind dennoch offen. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in Berlin: „Es gibt neue Vorstellungen von Magna. Die werden derzeit mit GM noch verhandelt und gleichzeitig auch von uns überprüft.“
 
28.05.2009: Supergipfel im Kanzleramt. In einer heißen Nachtsitzung gelang es der Bundesregierung nicht, eine überbrückungsfinanzierung für Opel sicherzustellen. Wirtschaftsminister zu Guttenberg und Finanzminister Steinbrück machten die US-Seite dafür verantwortlich. General Motors habe finanzielle Nachforderungen gestellt. Die Bundesregierung verlangt ihrerseits eine Garantie für alle vier Standorte in Deutschland. Das Handelsblatt meldet, dass die Interessenten Fiat und Magna eingewilligt hätten, der Mitbieter RHJ ausgestiegen sei.

Chronik: Die Opel-Rettung (Teil 9)

27.05.2009: General Motors spaltet Opel rechtlich ab. Die Unternehmenswerte wie die europäischen Werke, die Patente und der Zugriff auf Technologien wurden auf die deutsche Tochter Adam Opel GmbH schuldenfrei überschrieben. Im Falle einer Treuhandlösung möchte GM allerdings 35 Prozent der Anteile an Opel behalten.
Vernichtendes Urteil der Berater der Bundesregierung über die Konzepte der Bieter für Opel: Sie empfehlen der Bundesregierung  deshalb, keinesfalls bereits in der Nacht zum Donnerstag einen Bieter auszuwählen. „Eine Vorfestlegung wäre eine Katastrophe“, berichtet das Handelsblatt. Das Magna-Konzept gerät in die Schusslinie. Magna fordert Bürgschaften der öffentlichen Hand für Kredite im Umfang von 4,5 Mrd. Euro und will weitere 700 Mio. Euro selbst aufbringen. Langsam sickert durch, dass es sich bei den 700 Mio keineswegs um eigenes Kapital handelt. Magna verlangt für 200 der 700 Mio. Euro staatliche Bürgschaften, die restlichen 500 Mio. Euro seien Schuldtitel, die zu einem definierten Zeitpunkt in Stamm- oder Vorzugsaktien umzuwandeln sind (sogenannte Mandatory Convertibles). Aus Regierungskreisen verlautet, dass Kanzlerin Angela Merkel bei einem Telefonat mit dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin deutlich gemacht habe, dass man ein stärkeres finanzielles Engagement des russischen Magna-Partners, der staatlich kontrollierten Sberbank, erwarte. Der russische Ministerpräsident  Putin habe sich zurückhaltend geäußert, hieß es.
Neu im Bieter-Boot: Der chinesische Auto-Konzern BAIC. „Eine solche Interessensbekundung liegt seit heute abend vor“, so ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums.
 
26.05.2009: Fiat bessert sein Angebot nach: Fiat-Chef Marcchionne sagte nach einem Gespräch mit Außenminister Steinmeier in Berlin, das überarbeitete Konzept sehe Bürgschaften von sechs Milliarden Euro vor. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg betont, er sei von keinem Konzept der drei Interessenten überzeugt. Der existenzbedrohte GM-Konzern steht kurz vor der Entscheidung über eine Insolvenz. Spätestens in der Nacht zum Mittwoch muß die Gläubigerversammlung ihre Zustimmung zu einem milliardenschweren Schuldenverzicht geben. GM steht bei den Gläubigern mit rund 27 Milliarden Dollar in der Kreide.

Chronik: Die Opel-Rettung (Teil 8)

25.05.2009: Die Zeit drängt. Die Bundesregierung will zur Wochenmitte die Weichen für die Rettung des angeschlagenen Autobauers Opel stellen. Ein Supergipfel aller beteiligten Bundesminister, Vertreter der Länder mit Opel-Standorten sowie Vertreter der drei Bieter unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel wird im Kanzleramt geplant. US-Präsident Barack Obama sieht die Zukunft des Konzerns inzwischen etwas zuversichtlicher. Das Engagement der US-Regierung liege inzwischen bei rund 15 Milliarden Euro.
Der Zweikampf zwischen Fiat und Magna geht weiter. Beide Bieter signalisierten am Wochenende Nachbesserungen vor allem bei Stellenabbau in Deutschland. Der offener Streit über die Möglichkeit einer Insolvenz von Opel innerhalb der großen Koalition gerät immer mehr an die öffentlichkeit.
 
24.05.2009: Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) fordert die drei Opel-Bieter in einem Handelsblatt-Interview auf, die Ernsthaftigkeit ihrer Angebote durch den Einsatz eigenen Kapitals zu untermauern. „Wir wollen motivierte Unternehmer als neue Eigentümer haben. Der beste Weg diese Motivation zu zeigen ist, dass man selbst etwas riskiert.“ GM räumt ein, weitere vier Milliarden Dollar aus Washington für die Schuldentilgung an Zulieferer und Händler erhalten zu haben. Die Staatshilfen an die Autobauer in Detroit überschreiten nun 30 Milliarden Dollar.
 
23.05.2009: Im ersten Interview nach seiner Wiederwahl bezeichnet Bundespräsident Horst Köhler Staatshilfen für den angeschlagenen Autobauer Opel nur bei einem überzeugenden Rettungskonzept als „vertretbar“. US-Präsident Barack Obama zeigt sich zuversichtlich, dass die angeschlagene Opel-Mutter General Motors nach der Sanierung wieder auf den Erfolgsweg zurückfindet.
 
22.05.2009: General Motors droht im Kampf gegen eine Insolvenz ein schwerer Rückschlag. Die US-Regierung forderte die Gläubiger erneut zu Zugeständnissen auf. Jeder müsse etwas beitragen, so auch die Kreditgeber, sagte Austan Golsbee, Wirtschaftsberater von Präsident Barack Obama. Die Gläubiger des US-Autobauers wollen den vorgeschlagenen Umtausch ihrer Schulden in Unternehmensteile jedoch ablehnen
Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) lehnt das Magna-Konzept ab. Das Land Nordrhein-Westfalen könne nicht zustimmen. Grund sind die Pläne von Magna, vor allem im Bochumer Werk Stellen zu streichen.
Opel-Mitarbeiter wollen die Liquidität ihres Arbeitgebers durch Lohnverzicht sichern. Die Belegschaft im Stammwerk Rüsselsheim und im Testzentrum im hessischen Rodgau-Dudenhofen werde im Mai und Juni jeweils 1,5 Tage arbeiten, ohne dafür Geld zu erhalten, so Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz. Im Gegenzug sollen die Mitarbeiter zwischen Weihnachten und Neujahr sechs Tage bezahlten Sonderurlaub nehmen dürfen. „Die Verzinsung beträgt also 100 Prozent“, so der Opel-Gesamtbetriebsratschef.

Chronik: Die Opel-Rettung (Teil 7)

21.05.2009: GM einigt sich mit der Gewerkschaft im Ringen um Milliardenforderungen für den Gesundheitsfonds der Betriebsrentner und um niedrigere Lohnkosten. Größte ungeklärtes Problem ist für General Motors nun noch der milliardenschwerer Streit mit den Gläubigern.
Die italienische Zeitung „La Stampa“ zitiert den Fiat-Chef Sergio Marchionne: „Bei Opel haben wir eine Wahrscheinlichkeit von über 50 Prozent, zum Zug zu kommen.“ Das Turiner Fiat-Angebot gelte für das europäische Geschäft der deutschen General-Motors-Tochter und deren britische Schwester Vauxhall. Einzelheiten waren nicht zu erfahren. Der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna legte laut der „Rheinischen Post“ zusammen mit dem russischen Autobauer Gaz ein übernahme-Konzept beim Bundeswirtschaftsministerium vor.
 
20.05.2009: Details über den wahrscheinlichen Ablauf einer drohenden Insolvenz von General Motors werden bekannt. So verlautet, dass die gesunden Teile der Opel-Mutter in ein neues Unternehmen ausgegliedert werden sollen, das zunächst der US-Regierung gehört. Ziel der US-Regierung sei die schnelle Schaffung einer gesunden Unternehmenseinheit, damit Kunden das Vertrauen in die Marke GM nicht verlieren und weiter deren Autos kaufen.
Heute um 18 Uhr endet die Frist für die Konzeptvorlage potenzieller Opel-Investoren. Die Entscheidung über einen Investor für den Autobauer Opel wird nach Einschätzung von Betriebsratschef Klaus Franz einige Zeit in Anspruch nehmen. „Dieser Prozess wird mehrere Wochen dauern, bis man sich auf einen finale Entscheidung einigt“, so Franz.
 
19.05.2009: Vertreter der Bundesregierung und deutscher Banken haben sich eine Brückenfinanzierung für Opel geeinigt, wie es aus Regierungskreisen in Berlin verlautet. Die Investorenfrage muss noch geklärt werden.
Unterdessen versucht Fiat-Chef Sergio Marchionne die Gewerkschaften auf seine Seite zu ziehen. Wie die IG Metall in Frankfurt am Main bestätigte, wird sich Gewerkschaftschef Berthold Huber am Dienstag mit Marchionne zu einem Gespräch treffen.
Auf die Frage, ob Opel unter allen Umständen durch die Bundesregierung gerettet werde, antwortete Unions Fraktionschef Volker Kauder in einem Handelsblatt-Interview: „Nein. Auch die Treuhand-Lösung ist keine Bestandsgarantie für Opel. Wenn am Ende keine Lösung mit einem der beiden Investoren, Fiat oder Magna, gefunden wird, ist eine geordnete Insolvenz von Opel natürlich weiter möglich.“

Licht auf der Straße

Sie fällt nur auf, wenn sie aus ist. Die öffentliche Straßenbeleuchtung. Zu normal erscheinen uns die Leuchte auf dem nächtlichen Heimweg. Vier Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht die öffentliche Beleuchtung pro Jahr. Mehr als zwei Millionen Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids wird so in die Atmosphäre entlassen. Der Druck auf die Kommunen, sich nun schleunigst nach Alternativen umzuschauen, wächst. Aktuell werden Quecksilberdampf-, Natriumdampf- und Metallhalogenlampen eingesetzt. Stromverbrauch – aber vor allem auch die Lebensdauer sind wichtige Faktoren bei der Auswahl der Lampen. Es lag auf der Hand, dass sich Tüftler nun Leuchtdioden (LED) als neue Lichtquelle vornehmen.

„LED wird den Markt in fünf Jahren dominieren“, so Ulrich Fischer-Hirchert, Professor für Telekommunikation an der Hochschule Harz in Wernigerode. Seine Mitarbeiter haben eine neue Straßenbeleuchtung entwickelt: Ein flexibles Aluminiumgehäuse, das mit 72 Leuchtdioden bestückt ist.

„Im Vergleich zu Natriumdapfleuchten liegt der Stromverbrauch mindestens 40 Prozent niedriger“, so die Aussage des Entwicklungsfachmann Christian Reinboth. Durch eine Dimmung sollen sogar 60 Prozent möglich sein. Auch in der Lebensdauer mit 50 000 Stunden, was eine Betriebsdauer von fast 13 Jahren entspricht, punktet die LED-Lampe.

Aktuell liegt die Anschaffung einer solchen Lampe mit 600 bis 700 Euro pro Stück rund doppelt so hoch wie eine herkömmliche Straßenleuchte. Somit amortisiert sich die Investition erst in drei bis fünf Jahren. Die Stadtkämmerer, die jeden Cent drei mal umdrehen müssen, scheuen sich davor. Christoph Mordziol vom Umweltbundesamt nennet noch einen weiteren Grund: „LED hat bisher  nicht das gehalten, was die Hersteller versprochen haben“. Gemeint sind damit hauptsächlich die LED-Leuchten für den Haushalt, die nur spärlich anderen Lampen den Rang ablaufen.

Im Bereich der elektrischen Straßenbeleuchtung kann dies in absehbarer Zeit anders werden. Aufgrund zunehmender EU-Beschränkungen  für Dampflampen kann die LED-Technologie der richtige Weg sein. Laut einer Studie der Bundesregierung ist ein Drittel der Straßenbeleuchtung in Deutschland 20 Jahre oder älter. Nur drei Prozent werden jährlich erneuert. Sollte das Aus für Dampflampen vor der Tür stehen, wird das Thema schlagartig brandaktuell. Dann entsteht ein Riesenmarkt – sozusagen über Nacht.

Chronik: Die Opel-Rettung (Teil 6)

18.05.2009: Verbrannter Name: General Motors benennt seine Bank um. Die Umbenennung der bisherigen GMAC Bank in Ally Bank solle ab sofort starten, bestätigte eine Sprecherin des Unternehmens dem „Wall Street Journal“. Fiat will nach dem Einstieg beim insolventen US-Konzern Chrysler mit dem GM-Europageschäft zum zweitgrößten Autohersteller der Welt aufsteigen. Dabei sollen die GM-Marken Opel, Vauxhall und Saab erhalten bleiben. Fiat-Chef Sergio Marchionne betonte, der Plan sei „fast fertig“ und werde bis zum 20. Mai in Berlin vorliegen.
 
16.05.2009: Offener Schlagaustausch in Berlin. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wirft der SPD vor, das „Thema Opel“ vorwiegend unter Wahlkampfaspekten zu behandeln. „Nahezu jede äußerung (von SPD-Politikern) scheint von Wahlkampfgedanken geprägt zu sein und trägt die Gefahr in sich, die Verhandlungsposition von Opel zu schwächen“, warnte er. SPD-Fraktionschef Peter Struck signalisiert Sympathie für das Magna-Konzept. „Die Idee von Magna, auf die osteuropäischen Märkte abzuzielen, halte ich jedenfalls für sinnvoll“, sagte der SPD-Politiker. „Er muss allen Beteiligten mehr Druck machen.“, so Struck gegenüber Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg. Der Wirtschaftsminister solle beherzter an die Opel-Rettung herangehen. Auf keinen Fall dürfe er aber alleine über einen Opel-Investor entscheiden. Das sei eine Sache von Kanzlerin, Vizekanzler sowie Finanz-, Wirtschafts- und Arbeitsminister.
 
15.05.2009: Die staatlich kontrollierte russische Sberbank äußert sich erstmalig zu einem möglichen Einstieg bei Opel und erwägt eine Beteiligung an einem Gebot für Opel, so Konzern-Chef German Gref . Das Management prüfe in diesem Zusammenhang Unterlagen. In den USA stehen immer mehr Zeichen auf Insolvenz des Mutterkonzern General Motors (GM). Das von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) als eine übergangslösung vorgeschlagene Treuhand-Modell für den europäischen GM-Teil mit der Hauptmarke Opel findet zwar Unterstützer aus der deutschen Politik, stößt aber Medienberichten zufolge in den USA auf Widerstand. Das Treuhand-Modell der Bundesregierung sieht vor, dass bei einer Insolvenz des amerikanischen Mutterkonzerns General Motors die Anteile von GM an Opel bei einem Treuhänder geparkt werden. Damit bliebe der Regierung Zeit bei der Suche nach einem Investor. Unterdessen will sich General Motors in mehreren Schritten von fast 2 400 US-Händlern trennen, was einen Abbau von fast 40 Prozent des Händlernetzes bedeuten würde.

Chronik: Die Opel-Rettung (Teil 5)

14.05.2009: Die Insolvenz zeichnet sich ab. „Das ist wahrscheinlich“, so GM-Chef Fritz Henderson.
 
12.05.2009: Mehrere GM-Topmanager verlieren das Vertrauen und GM und verkaufen panikartig ihre Aktien, darunter auch Europa-Chef Carl-Peter Forster. Die Aktie befindet sich im freien Fall.
Opel plant dem Dacia Logan Konkurrenz zu machen. Entsprechende überlegungen, ein eigenes Auto auf Basis des Corsa im unteren Marktsegment in Eisenach zu produzieren, bestätigte ein Firmensprecher. Die Reaktivierung des Markennamen „Wartburg“ könnte möglich sein.
 
11.05.2009: General Motors will noch im laufenden Monat einen Partner für die deutsche Tochter Opel finden, so GM-Chef Fritz Henderson. Dass dieser auch der Bundesregierung zusagen soll, ist keine uneigennützige Geste. GM will an deutsches Steuergeld: „Das ist wichtig und dringend.“
Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sucht auf einer dreitägigen Reise in die Golfregion nach finanzstarken Investoren. „Wir prüfen Investitionen rund um den Erdball“, sagte der Wirtschaftsminister der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) Mohammed bin Said al-Manssuri. Guttenberg erklärte: „Ich habe mich mit ihm über die unterschiedlichen Automobilfirmen in unserem Lande ausgetauscht, auch solche die derzeit in der Diskussion stehen.“
 
08.05.2009: Bundeswirtschaftsminister Karl Theodor zu Guttenberg wirbt in der Golfregion in Abu Dhabi und in Riad um Investitionen in Deutschland. „Der generelle Aufbau von Kontakten in der Region steht im Vordergrund“, so Guttenberg.
 
07.05.2009: General Motors verkündet weiter erschreckende Zahlen. Im ersten Vierteljahr erlitt der US-Autobauer einen Verlust von sechs Milliarden Dollar – fast doppelt so viel wie vor einem Jahr.
Details aus dem übernahmeplan des italienischen Autobauers Fiat für Opel werden bekannt. Die Opel-Zentrale soll in Rüsselsheim bleiben. Dem Konzept geht es weniger um Opel, sondern vielmehr um das gesamte GM-Geschäft. Unter anderem um die schwedische GM-Marke Saab.
 
06.05.2009: Der an einem Einstieg beim Autobauer Opel interessierte Zulieferkonzern Magna meldet einen drastischen Umsatzeinbruch mit einem Minus im ersten Quartal von 200 Millionen Dollar. Das Opel-Angebot hält Magna aufrecht. Für die deutsche GM-Tochter Opel wird die Suche nach einem Investor immer drängender. Zum 26. Mai muss General Motors eine Einigung mit den Gläubigern erzielen, sonst droht die Insolvenz des Konzerns.

Der Porsche Coup – Teil 2

02. November 2008: Das müsse man „sofort verbieten“, fordert Finanzvorstand Holger Härter laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Gemeint sind damit die Leerverkäufe von Aktien, die den Aktienkurs von VW so hoch getrieben hatten.

27. November 2008: Herber Rückschlag für Porsche im Kampf um Volkswagen: Das Land Niedersachsen hat sich im Streit um die Sperrminorität bei VW durchgesetzt. Das Landgericht Hannover wies die Klage des VW-Großaktionärs Porsche ab, die 20-prozentige Sperrminorität des Landes Niedersachen aufzuheben. Porsche kündigte an, Berufung gegen das Urteil einzulegen. „Die Entscheidung des Gerichts ist nicht nachvollziehbar“, sagte ein Sprecher des Sportwagenbauers in Stuttgart. „Wir werden in beiden Verfahren Rechtsmittel einlegen und haben in der Sache einen langen Atem.“
Gleichzeitig veröffentlicht Porsche einen Geschäftsbericht aus dem hervorgeht, dass der sechsköpfige Vorstand von Porsche im abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/2008 143,5 Millionen Euro verdient hat. Auf den Porsche-Chef Wiedeking entfallen rund 77,4 Millionen Euro.

03. Dezember 2008: Volkswagen gibt bekannt, dass ein großer Teil der Belegschaft und der Manager Aktienoptionen gewandelt und insgesamt einen dreistelligen Millionenbetrag erzielt habe. Dies sei möglich gewesen, da die Aktie zeitweise über 1 000 Euro pro Stück gehandelt wurde.

05. Januar 2009: Porsche teilt mit, die Beteiligung an VW von 42,6 Prozent der Stammaktien auf 50,8 Prozent erhöht zu haben. „Wir sind unserem Ziel von 75 Prozent einen guten Schritt näher gekommen“, sagte ein Porsche-Sprecher und ergänzte: „Wir halten unseren Fahrplan hierfür ein, der nicht aus fixen Daten sondern Bandbreiten besteht.“

06. Januar 2009: Nachdem der Sportwagenhersteller tags zuvor mitgeteilt hatte, nun endgültig die Mehrheit an Volkswagen übernommen zu haben, legte die VW-Aktie erneut kräftig zu. VW-Aktien standen rund 15 Prozent im Plus bei 294 Euro, während der Dax nur um 1,3 Prozent zulegte.

30. Januar 2009: Gegenwind auf der Hauptversammlung des Sportwagenbauers in der Stuttgarter Porsche-Arena. Binnen eines Jahres sackte die Porsche-Aktie von 150 Euro auf unter 44 Euro ab.

26. Februar 2009: Für Porsche wird die Verlängerung seiner zehn Milliarden-Kreditlinie immer teurer. Diese wurde gebraucht, um immer weiter VW-Aktien zu erwerben. „Wir sind auf gutem Wege und optimistisch, die Refinanzierung noch im März zu bekommen“, sagte ein Sprecher des Konzerns. Konditionen werden nicht genannt.

04. März 2009: In einem Handelsblatt-Interview bekräftigte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking Volkswagen übernehmen zu wollen: „Wir wollen 75 Prozent an VW. Wer sein Ziel aufgibt, hat verloren. So einfach ist das.“

27. März 2009:  Die Volkswagen-Aktie setzt ihre verrückte Rally fort. In den vergangenen beiden Tagen schoss der Aktienkurs von 218 auf 260 Euro hoch. Ein Kursgewinn von 20 Prozent. Spekulationen, dass die endgültige übernahme von Volkswagen durch Porsche kurz bevorstehe, heizt die Lage weiter an.

15. April 2009: Die EU-Kommission räumt ein, dass sich die neue Klage gegen das geänderte VW-Gesetz verzögern wird. Porsche gerät  in die Defensive.

6. Mai 2009: Bei einem Krisentreffen soll eine Entscheidung getroffen werden. Aufgrund seiner Schulden von mehr als neun Milliarden Euro und der offenen Verlängerung von Kreditzusagen benötigt Porsche dringend frisches Geld.

07. Mai 2009: Der Machtkampf ist zu Ende. Dreieinhalb Jahre nach dem Einstieg bei Volkswagen rückt Porsche von seinem übernahmeplan ab und strebt nun eine Fusion an. Volkswagen und Porsche sollen in einem integrierten Autokonzern zusammengeführt werden. Die insgesamt zehn Marken – mit dem Sportwagenhersteller Porsche – sollen eigenständig bleiben. Das Land Niedersachsen hat gewonnen.

Wie sich Porsche verkalkulierte

Jeder, der sich an der Börse bisher engagierte, hat auch schon Geld verloren. Ohne Verlierer keine Gewinner, eine ganz einfache Regel. Das geht mir nicht anders. Hier mal ein paar Hunderter gewonnen, da mal einen Tausender in den Sand gesetzt. Unterm Strich bleibt nicht viel. Und es ging niemals um das eigene überleben, die Finanzasse war nie bedroht. Anders beim Zuffenhausener Sportwagenhersteller Porsche. Seit einigen Jahren verfolgten die Manager des Autobauers einen eigenen Plan der Mithilfe der Börse umgesetzt werden sollte: Die übernahme von Volkswagen. Geblieben sind seine Schuldenlast von neu Milliarden.

Vor knapp vier Jahren begann der Raubzug. Porsche-Chef Wiedeking versuchte die Macht den Wolfsburgern zu entreißen. Doch eine Aktienmehrheit genügt bei Volkswagen nicht. Das sogenannte „VW-Gesetz“ schützt den Konzern. Weltweit einmalig. Und Wiedeking kämpft dagegen an. Seine gesamte übernahmestrategie baute er auf einer einzigen Voraussetzung auf: Die Europäische Union werde diese Regelung kippen. Das mit der Privatisierung des Volkswagen-Konzerns 1960 in Kraft getretene Gesetz sieht zum Schutz vor feindlichen übernahmen eine Begrenzung der Stimmrechte jedes Einzelaktionärs auf maximal 20 Prozent vor. Dabei ist es egal, ob er Einzelaktionär – also beispielsweise Porsche – mehr als 20 Prozent der Aktien hält. Das Land Niedersachsen, selbst Großaktionär von Volkswagen und mit 20 Prozent beteiligt, hat somit eine Sperrminorität. Ohne ein OK der Niedersachsen kann keine Entscheidung getroffen werden. Der Europäische Gerichtshof sah 2007 darin einen Verstoß gegen EU-Recht.

Im Oktober 2008 hielt Porsche bereits über 40 Prozent der VW-Stammaktien. Auch seine Verschuldung von rund drei Milliarden kann als moderat bezeichnet werden. Am 27. Mai 2008 hatte die Bundesregierung einen neuen Regierungsentwurf für ein neues VW-Gesetz vorgelegt, gegen den es sofort massive Proteste gegeben hat – natürlich auch von Porsche, denn solange das VW-Gesetz gilt, ist der teure Kauf von VW-Aktien sinnlos. Warum kaufte also Porsche weiter zeitweise überteuerte VW-Aktien?
Porsches Finanzchef Härter hatte im vergangenen Jahr Aktienoptionsgeschäfte abgeschlossen, die Porsche einen Zugriff auf knapp 75 Prozent der VW Aktien sicherten. Im Hintergrund kauften nun Banken Aktien für Porsche und der Kurs der Aktie stieg.  Wenn nun Porsche keine VW-Aktien mehr kauft, weil dies einfach keinen Sinn mehr macht, besitzen die Banken dennoch Anteilscheine. Da auch die Banken kein Interesse mehr an Volkswagen-Aktien haben, würden diese versuchen, die Aktien an der Börse wieder zu verkaufen. Der Kurs der Aktie würde massiv fallen und einem Investor – so Porsche – drohen massive Abschreibungen auf ihr Aktienpaket, das sie bereits besitzen. Rote Zahlen des Konzerns wären sehr schnell in greifbarer Nähe.

Also hatten die Porsche-Manager fast keine andere Chance als ihre Strategie weiterzuverfolgen. Im Januar diesen Jahres versuchte eine Bank ein achtprozentiges Aktienpaket von Volkswagen zu verkaufen. Porsche griff zu – und erhöhte seine Verschuldung auf neun Milliarden Euro.

Aktuell scheint Porsche noch immer Aktienoptionen über viele Milliarden zu besitzen. Und die Banken, die im Besitz von rund 20 Prozent der Aktien sind, würden gerne Kasse machen. Porsche ist also gezwungen, weiter zu Kaufen. Der Spuk hat nur ein Ende, wenn Porsche neues Geld für den Kauf der Papiere erhält oder ein Investor den Banken die Optionen abkauft. Doch dieser ist nicht in Sicht.
Daher dürfte es wohl zur „Vernunftsehe“ mit Volkswagen kommen. Der Wolfsburger Konzern verfügt über Barreserven von mehr als zehn Milliarden. Wahrscheinlich genüg um dem Spuk ein Ende zu bereiten.